In gewissen Ländern, z.B. Frankreich, ist es kein Thema: Wer ein Boot hat, darf es fahren/segeln, ohne entsprechende Ausbildung. In der Schweiz geht das (natürlich) nicht.

So ist Corina zwar Mitbesitzerin von Colibri X, hätte diese aber anhin nicht alleine führen dürfen, weil sie den sogenannten "D-Schein" (Schiffsführerausweis) nicht besitzt und Colibri X über mehr als 15m2 Segefläche verfügt. Ihr habt richtig gelesen: Bis anhin. Denn: Seit dem 10.06.2022 ist auch Corina stolze Besitzerin des D-Scheins. Nun aber der Reihe nach.
„Die Basis für die theoretische Fundierung wurde während den Segelferien in Griechenland gelegt.”
Nachdem Alex immer wieder auf die Wichtigkeit verwies, dass nebst ihm zumindest noch eine Person über den D-Schein verfügen sollte, hat sich Corina, auf die für sie typische akribisch-systematische Weise, der Sache angenommen. Während gemeinsamer Segelferien im 2021 in Griechenland hat sie zunächst das offizielle Lehrmittel durchgeackert und sich eingehend mit der Theorie beschäftigt. Praktischerweise konnte sie Fragen oder Unklarheiten grad mit den drei gestandenen Seglern, die mit auf diesem Törn waren, klären.
Wieder zurück in der Schweiz gings ans Üben mit dem Online-Tool. Sehr empfehlenswert hier: Lernen mit System. Zunächst einmal die Übungsfragen durcharbeiten, falsch bearbeitete Fragen in einem Excel-Sheet thematisch sammeln und vor allem diese lernen. Dann die Prüfungsfragen mit der gleichen Systematik durcharbeiten und lernen.
„Das Ablegen der theoretischen Prüfung war eine reine Fleissarbeit. Allerdings ist es sinnvoll, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und sich mit der Materie richtig gut vertraut zu machen.”
Vorteil dieses Vorgehens: Spätestens bei der praktischen Prüfung wird einem das eine oder andere Thema wieder begegnen bzw. wird in einen grösseren (praktischen) Gesamtzusammenhang gestellt. Da macht es Sinn, die Inhalte wirklich verstanden und nicht bloss auswendig gelernt zu haben. Ausserdem schafft man so die theoretische Prüfung mit links;-).
Für die praktische Prüfung hat sich Corina, auf den Rat von Alex hin, dafür entschieden, diese anlässlich eines Intensivsegelkurses im Kanton Graubünden abzulegen. Dabei wird während fünf Tagen gesegelt und Theorie repetiert, am sechsten Tag findet die praktische Prüfung statt (nach entsprechendem Vor-/Einsegeln mit dem Segellehrer).
„Gretchenfrage: Ablegen der Prüfung im Heimatkanton oder ausserkantonal?”
Die Gründe für das ausserkantonale Ablegen, zumindest wenn man im Mittelland wohnt, liegen auf der Hand: Der Kanton Aargau gilt nicht gerade als seenreicher Kanton. Der Hallwiler- oder Sempachersee (bereits im Kanton Luzern) sind eher windschwach, andere Seen (wobei diese auch nicht konstant windreich sind) finden sich in einer Entfernung von zwischen 1h bis 2h Anfahrtszeit. Aufgrund der zeitlichen und beruflichen Eingebundenheit von Corina mit oftmals unregelmässigen Arbeitszeiten wäre es zudem kompliziert gewesen, von Woche zu Woche einen Segeltermin zu finden, nur um ihn dann wegen einer Flaute wieder absagen zu müssen. Und schliesslich: In einer Intensivwoche kann man so richtig in das Segeln eintauchen und läuft nicht in Gefahr, vom einen zum anderen Termin wieder alles zu vergessen.
Um die Segelprüfung in einem anderen Kanton abzulegen, kann beim kantonalen Strassenverkehrsamt, zumindest im Kanton Aargau, bereits mit der Anmeldung für den D-Schein eine sogenanntes Gesuch zum Ablegen der Schiffsführerprüfung in einem anderen Kanton beantragt werden. Die entsprechende Bewilligung wird einem nach bestandener theoretischer Prüfung vom Kanton zugestellt und muss dem Experten des Kantons, in dem die Prüfung abgelegt wird, vorgelegt werden.
„Welche Segelschule soll es denn nun sein? Auch hier bietet sich ein systematisches Auswahlverfahren an.”
Nachdem die theoretische Prüfung im Oktober 2021 geschafft war, ging es darum, eine geeignete Segelschule im Kanton Graubünden zu finden. Eine kurze Internetrecherche zeigte: Die Anbieter sind überschaubar. Auch hier trug Corina die für sie relevanten Daten (mögliche Termine, Preis, Prüfungsboote, Örtlichkeit, Google-Rezensionen) systematisch zusammen. Der Entscheid viel schlussendlich auf die Sail and Sports (bzw. neu AYA - All Year Activity GmbH / Segelschule Silsersee), und zwar insbesondere aufgrund der sympathischen und informativen Website und der durchwegs ausgezeichneten Google-Rezensionen.
Dieser erste Eindruck trügte nicht: Obwohl die Kontaktaufnahme im Herbst-Winter stattfand, währenddem die meisten Graubündner Segellehrer, wie wir später erfuhren, als Skilehrer arbeiten, erhielt Corina zeitnah und umfassend die nötigen Informationen bzw. konnte bereits verbindlich einen Kurs vom 04.-09.06.2022 buchen. Die vorgängige Kommunikation lief maximal zuverlässig ab und alle nötigen Infos folgten zeitgerecht und massvoll (nach dem Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich).
Alex entschloss sich, ebenfalls mit nach Sils zu fahren, allerdings um zu wandern. Sils und Umgebung sind nämlich ein überragend schönes Wandergebiet. Übernachtet wurde im Chalet Rabgiusa an der Seglia 27 in Sils Maria/Segl Baselgia im, übrigens ebenfalls sehr zu empfehlenden, Bijou der überaus aufmerksamen und zugleich diskreten Gastgeberin Beatrice (buchbar über Airbnb).
Seglerisch wurde Corina in Plaun da Lej vom fachlich und menschlich überaus kompetenten Segellehrer Alex Panier geduldig und versiert auf ihre Segelprüfung hin begleitet und unterstützt: Ein grossartiges und lehrreiches Erlebnis - nochmals ein grosses Dankeschön an dich, lieber Alex;-).
Selbstverständlich wurde das Gelernte dann auch umgehend auf Colibri X umgesetzt und genossen. Es macht definitiv mehr Spass und gibt einfach ein gutes Gefühl, wenn man weiss, was man tut bzw. tun sollte;-).
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